Pfarrkirche St. Peter und Paul
Spätestens seit 1275 ist in Niederstaufen eine Kirche nachgewiesen. Ihren möglichen Ursprung erzählt eine Sage. Das fromme Edelfräulein Guta, einzige Erbin einer Burg oberhalb Adelbergs, soll ihren Besitz zum Bau einer Kirche zur Verfügung gestellt haben. An der Stelle, an der ein Ochsengespann, das den Wagen mit ihrem Sarg ziehen sollte, erstmals einhalte, solle die Kirche gebaut werden. So verfügte Guta in ihrem Testament. Genau am richtigen Ort unterhalb des Burghügels Kreuz- bzw. Waldberg machten die Ochsen Rast. Die Gründerin fand ihre letzte Ruhestätte unter dem Altar der über ihrem Grab gebauten Kirche.
Das heutige Niederstaufen war nicht immer ein einheitliches Dorf. Im Mittelalter findet man auf den Karten ein Unter- und ein Oberstaufen. Noch nach dem 2. Weltkrieg konnte man dies an der Ortsstruktur erkennen. Unterstaufen, das waren die Höfe um die Pfarrkirche, gehörte wie die westlichen und südwestlichen Filialen zum bereits genannten Kloster Mehrerau, also zum Sprengel des Klosters St. Gallen, während man sich Oberstaufen etwa ab dem ehemaligen Gasthaus „Rössle“ in nordöstlicher Richtung vorstellen kann. Dazu kamen alle in dieser Richtung gelegenen Weiler. Oberstaufen und die genannten Siedlungen zahlten ihre Abgaben dem Kloster Langnau und wurden bis ins späte 18. Jahrhundert von der Pfarrei Hergensweiler seelsorgerisch betreut.
Die Zusammenlegung der beiden Ortsteile zu einer Pfarrei, bzw. die Umpfarrung der ehemals langnauischen Besitzungen zur Pfarrei St. Peter und Paul Niederstaufen war unter anderem Anlass für die Planung einer neuen größeren Kirche. Von 1825 bis 1828 wurde das ehrgeizige Projekt verwirklicht und es entstand ein großzügiges Gotteshaus im klassizistischen Stil. Für die Feierlichkeiten der Kircheneinweihung wurde der noch heute bestehende Musikverein gegründet. Dorfgeschichte ist lange Zeit einfach Kirchengeschichte. 1895 wurde die Kirche unabhängig von der neuesten Mode im klassizistischen Stil ausgemalt. Ein Zeichen für den nach der Reichsgründung 1870/71 sich auch in den ländlichen Regionen auswirkenden Wohlstand des Bürgertums.
Die Kirche St. Peter und Paul erfuhr in den frühen 1950er Jahren eine Innenrenovierung. Dabei wurden alle Malereien übertüncht und auch die bislang farbigen Figuren in schlichtes Weiß gefasst. 1995 legten Restauratoren die Bemalung von 1895 frei und jetzt strahlt das Gotteshaus wieder im alten Glanz. Die Figuren blieben aber weiß.
Wolfgang B. Sutter 2021, Ortsheimatpfleger von Niederstaufen