
Foto: Annette Jordan
Pfarrkirche St. Ambrosius
Ortsgeschichte
Hergensweiler ist eine alemannische Gründung. Ortsnamen, die auf -dorf, -hausen, -hofen und-weiler enden, weisen auf Gründungen in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts hin. Hergensweiler kommt von dem Personennamen Heriger. Ein Heriger ist in Wasserburg bereits 809 als Zeuge nachgewiesen.
Um 610 kam der Ire Gallus unter der Führung Columbans in unsere Gegend. Sie fanden in Bregenz eine christliche Aureliakirche – ein Beweis, dass bereits unter der römischen Besatzung Christen in unserem Raum waren.
Im 8. Jahrhundert. konnte das Kloster St. Gallen seinen Besitz vermehren: leiblachaufwärts über Hohenweiler bis Hergensweiler und dann rechtsab in die waldreichen Gebiete um Scheidegg, Lindenberg Weiler. Aus den Verwaltern der Klostergüter entstanden dann die Rittersitze in Mollenberg, Lampertsweiler und Neuravensburg.
1.Steinkirche in Hergensweiler
Die Weihe der vermutlich ersten Steinkirche Hergensweilers durch Bischof Gebhard III. von Konstanz, erfolgte am 5. Oktober 1108 „Zu Ehren Gottes und seiner Heiligen absonderlich zu Ehren des hl. Ambrosy Kirchenlehrers, alsdann auch zu ‚Ehren S. Joannis Baptiste, S. Thomae, S. Theodori Martyris, S. Martini, S. Stephani, S. Conradi und S. Verenae“.
Warum hatte man gerade den Mailänder Bischof und Kirchenlehrer Ambrosius zum Hauptpatron ausersehen?
Die Verbindung Lindaus mit Italien war schon im Mittelalter außerordentlich rege. Lindauer Handelshäuser hatten bereits im 15. Jahrhundert ständige Vertreter in Mailand. Viele Familien wanderten von dort auch nach Lindau ein.
Der Mailänder Bote fuhr wöchentlich mit Post, Waren und Reisenden von Lindau über Chur-Septimerpass, später über den viel näheren Splügen-Pass nach Mailand und zurück.
Von der 1108 geweihten Kirche kamen bei der Renovierung 1974 die alten Fundamente zum Vorschein. Demnach war die Kirche anfangs erheblich kleiner.
Der Altar muss sich in der Nähe des südlichen Seitenaltars befunden haben. Die Nische des Sakramentenhäuschens ist dort heute noch sichtbar.
Die bei der Renovierung im Hauptaltar aufgefundene Reliquien-Umhüllung aus vergoldeter Kupferfolie zeigt einen thronenden Christus mit einem Apostel. Die romanischen Rundungen der Gewandfalten weisen eindeutig auf das 12. Jahrhundert. Wahrscheinlich wurde diese Arbeit zur Kircheneinweihung 1108 geschaffen.
Schon früh gab es zwei Seitenaltäre; seit 1413 den rechten Seitenaltar zu Ehren der seligen Jungfrau Maria, der hl. Magdalene, der hl. Margarethe und aller Heiligen. Für diesen Altar wurde vermutlich die spätere Unternützenbrugger Madonna angeschafft. Sie steht jetzt im Heimatmuseum.
Die jetzige Kirche stammt von 1712. Sie wurde unter Pfarrer Rudophi (1691-1720) erbaut und mit Kanzel und Hochaltar versehen. 1726 wurde die Empore eingebaut. Der im Unterbau mittelalterliche Turm wurde 1750 um das Glockengeschoss auf nunmehr 32 Meter erhöht. Letzte Renovierungen 1974 und 2006/2007.
Die Pfarrei Hergensweiler gehörte bis 1805 zum Koster Weingarten.
Diese beauftragte den Wessobrunner Franz Schmutzer 1712, in Hergensweiler Hochaltar und Kanzel zu bauen als Muster für Weingarten. Mit feinstem Farbempfinden für Vermischungen von grauen und bläulichen Farben, von Taubengrau bis mildem Weiß, die für architektonische und perspektivische Wirkungen bald heller und bald dunkler verwendet wurden, sowie die schwierige Einlegetechnik des farbigen Stuckmarmors, sind zu bewundern. Die barocke Ausstattung der Kirche ist eine der besterhaltenen des Landkreises Lindau.
Die Rosenkranz-Reliefs und der Kreuzweg stammen von 1646.
Die Heiligenfiguren stammen vom Wangener Bildhauer Baltasar Krinner ca. 1650-1702.
Die Orgel wurde 1874 bei Orgelbauer Balthasar Pröbstl in Auftrag gegeben.
Das Deckengemälde (1897 von Gebhard Fugel, München) zeigt Bischof Ambrosius, der dem Kaiser Theodosius die Tür des Gotteshauses weist, nachdem seine Soldaten in Thessaloniki ein Blutbad angerichtete hatten.