Foto: Stefan Rütten
Pfarrkirche St. Niklaus
Die Pfarrei Bösenreutin ist erstmals 1275 in den Steuerakten des Bistums Konstanz erwähnt. Aus einer Urkunde vom Jahr 1335 geht hervor, dass der Pfarrer auch die kleinere, aber wohl ältere St. Johannes Kirche auf dem Hohenberg (heute Johannisberg, Zeisertsweiler) zu versorgen hatte. Sie wurde wohl gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1646/1647) zerstört, 1818 war die Ruine noch zu sehen. Nachweislich seit dem 14. Jahrhundert hatte das Frauenstift Lindau das Patronatsrecht inne, zu dem auch die Berufung des Pfarrers gehörte. In der Zeit der Reformation wurde die Äbtissin 1534 von der Stadt gezwungen, einen evangelischen Prediger einzusetzen. 1546 wurde in Bösenreutin die römische Liturgie abgeschafft. Doch wohl nur wenige Jahre später wurde wieder die katholische Messe gefeiert. Im 17. Jahrhundert wurde die Pfarrei mit Geistlichen des Stifts besetzt, die an Sonn- und Festtagen und sooft es die Seelsorge erforderte, von Lindau herauf kamen. Der Pfarrhof war verpachtet. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Pfarrstelle in Bösenreutin von stiftischen Ämtern klar getrennt. Nach der Auflösung des Lindauer Frauenstifts im Zuge der Säkularisation ging das Patronat 1806 an das Königreich Bayern. 1821 wurde die Pfarrei der Diözese Augsburg zugeordnet. Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts begonnen. Ein Ablassbrief vom Jahr 1502 besagt, dass das bestehende, wegen seines hohen Alters baufällige Gotteshaus abgerissen und am alten Platz neu errichtet wurde. Noch erhalten ist eine wohl aus diesem Anlass gegossene Glocke vom Jahr 1476 (heute im Besitz des Heimatmuseums Wangen). An einem Sonntag vor dem Fest des hl. Pelagius (28. August) wurde die neue Kirche dem hl. Nikolaus geweiht (1502 wird zudem der hl. Ulrich als Patron genannt). Das Jahr der Weihe ist unbekannt. In den 1730er Jahren wurde die Kirche nach Westen erweitert und mit einer Empore versehen, was auch der Kirchenmusik zugute kam. 1817 wurde die erste Orgel angeschafft, seit 1834 sind auch Ausgaben für Musikanten verzeichnet, 1873 wurde ein Kirchenchor gegründet. Weitere Baumaßnahmen waren die Erhöhung des Kirchturms (1884) und der Anbau einer Sakristei (1897), die sich zuvor im Turm befand. Seit 1855 wurden Chorraum und Schiff der Kirche dreimal umfassend renoviert, zuletzt zwischen 1958 und 1982. Dabei hat sich die Innenausstattung stark verändert. Das heutige Altarbild von Otto Kobel wurde im Jahr 2000 eingesetzt. Am 17. September 2022 wurde ein neuer Volksaltar von Bischof Bertram geweiht und ein neuer Ambo gesegnet. Ein neuer Osterkerzenständer fügt sich in den Altarraum passend ein. Die Pfarrkirche wurde im Jahr 2014 umfassend saniert.
Eine ausführliche Geschichte der Pfarrei und der Kirche St. Nikolaus Bösenreutin, hg. vom Verein für Heimatpflege und Förderung der Dorfkultur Bösenreutin e.V., ist über das Pfarrbüro erhältlich.